M.Sc. Ernährungstherapie 
B.Sc. Ernährung und Versorgungsmanagement 

Prof.e.a.t Ernährungstherapeutin 
Ernährungsberaterin VDOE 
QUETHEB-Registrierung 
Ernährungsfachkraft Allergologie DAAB

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Das E in unserem Leben - Teil 3

Theresa Heinritzi • Nov. 23, 2020
Im zweiten Teil von Das E in unserem Leben habe ich darüber geschrieben, dass es in unserer Gesellschaft immer noch enorme Unterschiede zwischen den Begriffen Essen und Ernährung gibt. Ich hoffe aber, ich konnte dich etwas inspirieren nicht mehr in diesem Zweiersystem zu denken und stattdessen offen, neugierig und ohne Angst Ernährung mit Essen zu verbinden. Dazu kommt mir jetzt eine ganz grundlegende Frage in den Sinn: Warum postet, bloggt, twittert und redet eigentlich jeder über Ernährung? Bedeutet dies, dass jeder Mensch ein Ernährungsexperte ist? 

Ich finde das ist eine sehr interessante Frage. Vor allem wenn ich mich mal wieder durch Social Media, Zeitungen und Zeitschriften durchklicke bzw. durchblättere, kommt es mir immer so vor, als ob jeder Mensch etwas über Ernährung, Essen und Gesundheit weiß und meine langjährige akademische Ausbildung in dem Bereich völlig überflüssig und umsonst gewesen ist. Denn alle Anderen wissen auch über das E Bescheid. Nicht nur ich. Es wird ja millionenfach darüber getextet und jeder Mensch kann dir Tipps zu diesem Thema geben, vor allem in Zusammenhang mit Gesundheit, Lifestyle, Fitness und Wellness. Daher ist jeder auch ein Ernährungsexperte. Aber stimmt das wirklich? 


Alle Lebewesen müssen sich Tag für Tag mit Ernährung und Essen auseinandersetzen, das ist so. Darum schreibe ich auch müssen, denn ohne Nahrung können weder Menschen noch Tiere noch Bakterien überleben. Aber bedeutet dies, das man dadurch automatisch ein Experte ist? Weil man sich jeden Tag mit dem Thema beschäftigt? Wenn ich jeden Tag meinen Sport mache, meine Gymnastik- und Yogaübungen bin ich dann ein Fitnessexperte? Weil ich mich jeden Tag mit Zähneputzen und Zahngesundheit beschäftige, bin ich dann Zahnexperte? Da ich mich jeden Tag mit Kleidung beschäftige, in dem ich überlege, was ich anziehe, meine Wäsche wasche oder meine Kleidung zurechtlege, aussortiere oder bügle, bin ich ein Modeexperte? Kann ich automatisch mit den nationalen und internationalen Modeexperten mithalten? Schließlich beschäftige ich mich doch auch jeden Tag damit! Aber hier würde mir wohl kaum jemand zustimmen, oder? Und zurecht. Ich käme nicht auf die Idee zu sagen, dass ich Modeexperte bin, nur weil ich mich jeden Tag (manchmal freiwillig manchmal gezwungenermaßen) mit Kleidung beschäftige. Aber bei Ernährung ist das anscheinend etwas ganz anderes. Da hat keiner Zweifel, Unsicherheiten oder Probleme sich als Experte/Expertin auszugeben.


Ich frage mich an was oder wem das liegt. Woher kommt diese Einstellung? Warum ist das für alle anderen beteiligten Menschen okay? Warum kann mir jeder Tipps zum E in meinem Leben geben, ohne Skepsis, Zweifel oder Misstrauen zu verursachen? Warum werden tausende Diäten, Mythen oder Empfehlungen abgesegnet und geliked und nicht weiter hinterfragt? Warum bestehen nur die Wenigsten auf Qualität und einen Nachweis, das dieser "Experte" auch wirklich ein Experte ist, wenn es um Essen und Ernährung geht? Mit einem Nachweis meine ich zum Beispiel eine mehrjährige Berufsausbildung oder ein anerkanntes Studium in diesem Bereich. Ist das nicht die Grundlage eines Experten, dass er sich themenspezifisch gut auskennt auf wissenschaftlicher, evidenzbasierter, praxisnaher und alltagstauglicher Basis? Ich weiß mittlerweile nicht mehr, ob das die Ansicht und Forderung der Allgemeinbevölkerung ist. Aber ich lerne gerne dazu, sodass ich mich über weitere Anmerkungen und Meinungen sehr freue. Schreibt mir gerne einen Kommentar dazu.


Ich möchte den Gedanken weiter spinnen: Wenn also jeder Mensch Experte im Bereich Essen und Ernährung ist, dann stellt sich mir die große Frage, warum es überhaupt noch Berufsschulen, Universitäten und Hochschulen gibt, in denen man gezielt zum Ernährungsexperten, zum Fachmann oder zur Fachfrau ausgebildet wird? Ist dieses Berufsbild dann überhaupt noch notwendig, oder einfach nur veraltet und überflüssig? Wieso lernen junge Menschen jahrelang! Grundlagen über Einkaufsverhalten, Lebensmittelproduktion, Ernährungsmedizin, Beratungsmethodik und praktische Küchen- und Kochtechniken, wenn jeder andere Mensch ebenfalls Experte ist und das ohne diese jahrelange Ausbildung? Ist das nicht respektlos, diese Ausbildung nicht ernst zu nehmen, nicht anzuerkennen oder wertzuschätzen? Ich persönlich finde das sehr respektlos und traurig. 


Manche Posts und Statements über "Ernährung" in unterschiedlichen Onlineplattformen, Zeitschriften und Zeitungen machen mich tatsächlich sehr traurig, wenn ich als Expertin darauf stoße. Dabei möchte ich mich keinesfalls über andere Menschen stellen und sagen, dass ich alles besser weiß. Nein, das auf keinen Fall. Mein Ziel ist es, dass dem E in unserem Leben die Bedeutung, Wertschätzung, Pflege und Anerkennung zukommt, die es wirklich verdient! Das kann ich gar nicht oft genug sagen, schreiben oder singen. Ich bin gar nicht gegen diese Tipps und Tricks im Ernährungsbereich, aber ich finde Qualität sollte immer Beachtung finden. Nicht Quantität steht im Vordergrund, sondern Qualität. Ernährung und Essen ist ein Teil unseres Lebens, den nicht irgendjemand für uns übernehmen sollte oder worüber irgendjemand anders als wir selbst entscheiden sollten. Findest du nicht auch? Und das Schöne ist, wenn wir selbst nicht weiterwissen, stehen uns aktuell noch entsprechend ausgebildete Experten und Expertinnen zur Verfügung. Hier wird niemand allein gelassen. Das kann ich versprechen.


Ich hoffe, ich konnte dir in diesem Blog weitere spannende Impulse und Gedanken für den Tag mitgeben. Mehr über das E in unserem Leben findest du in meinem nächsten Beitrag. Bei Fragen und Anmerkungen kannst du mir gerne schreiben. 


Beste Grüße,

Theresa


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